Privatisierung des Campingplatzes "Am Loosteich"
Beschluss:
Bürgermeister K. Bartsch lässt über folgenden Beschluss abstimmen: Die Privatisierung des Campingplatzes „Am Loosteich“ wird geprüft. Der Gemeindedirektor wird beauftragt, entsprechende Vertragsverhandlungen mit Interessenten zu führen. Er wird dem Gemeinderat, nach Vorbereitung durch den Verwaltungsausschuss, Betreiberkonzepte und Vertragsentwürfe zur Beschlussfassung vorlegen.
Abstimmungsergebnis: 3 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung.
Protokoll:
Vor Beginn des nächsten Tagesordnungspunktes verteilt Ratsherr Günther einen schriftlichen Antrag zur Geschäftsordnung. Ratsherr Günther möchte, dass der Bürgermeister und der Gemeindedirektor von der Diskussion und Abstimmung zum Thema Campingplatz ausgeschlossen werden, da er sie für befangen hält und sehr enttäuscht ist, von ihrer für diese Problematik bisher geleisteten Arbeit. In seinem Schreiben hat Ratsherr Günther sehr drastisch seinen Zorn, geschürt durch Gerüchte aus dem Dorf und einen Zeitungsartikel, dargelegt.
Gemeindedirektor Bäsecke zeigt sich sehr überrascht von einem derartigen Schreiben, dessen Vorwürfe er strikt zurückweist, und enttäuscht von so wenig Vertrauen, dass Ratsherr Günther ihn nicht persönlich angesprochen hat. Sollte es Irritationen irgendwelcher Art in Zusammenhang mit seiner Arbeit für die Gemeinde Mariental geben, ist er jederzeit zu einem persönlichen Gespräch mit den Ratsmitgliedern bereit und hatte bisher auch gehofft, dass er auf eine gute und vertrauensvolle sowie objektive Zusammenarbeit bauen konnte. Gemeindedirektor Bäsecke stellt (mit Bestätigung des als Gast anwesenden Vorsitzenden des Camping-Clubs, Herrn Müller) klar, dass er weder Mitglied im Camping-Club noch im Förderverein Campingplatz ist. Er weist entschieden zurück, dass er irgendwelche Aufträge nur halbherzig wahrnimmt. Im Gegenteil der Hinweis aus der SPD-Fraktion, dass dem Landkreis Helmstedt noch weitere Interessenten für den Campingplatz bekannt wären, erwies sich als falsch. Den Artikel in der Presse hat nicht er lanciert, sondern der Camping-Club bzw. der Förderverein selbst. Wann immer er allerdings von der Presse angesprochen wird, wird er wahrheitsgemäß antworten. Gemeindedirektor Bäsecke betont, dass er stets um ein gutes Verhältnis mit allen Ratsmitgliedern, egal welcher Coleur, bemüht ist und hofft, dass die zukünftige Zusammenarbeit besser wird.
Bürgermeister K. Bartsch stellt auch mit Hilfe des Camping-Club Vorsitzenden klar, dass er kein Mitglied im Förderverein ist. Er weist ebenfalls die genannten Vorwürfe von sich und gibt zu Bedenken, dass der ursprüngliche Antrag auf Privatisierung des Campingplatzes von der SPD-Fraktion kam.
Ratsfrau Reichel erklärt, dass auch im Hinblick auf das Mitwirkungsverbot laut NGO der Bürgermeister und der Gemeindedirektor nicht von der Beratung ausgeschlossen werden dürften.
Gemeindedirektor Bäsecke gibt zu Bedenken, dass höchstens ein anderes Mitglied des Gemeinderates bei der Beratung über die Privatisierung des Campingplatzes befangen sein könnte. Ratsherr Schmidt sieht sich angesprochen, da seine Gattin zum Personal des Campingplatzes gehört. Er wird sich später an der Diskussion und Abstimmung nicht beteiligen.
Ratsherr Günther betont, dass es ihm bei seinem Schreiben ausschließlich um die Thematik des Campingplatzes ging und er nicht generell die Arbeit des Gemeindedirektors anzweifelt. Er ist mit der vergangenen Arbeit des Gemeindedirektors nicht unzufrieden, sah sich nur durch diese Aktion in die Ecke gedrängt und war stark verärgert.
Gemeindedirektor Bäsecke richtet die herzliche Bitte an alle Ratsmitglieder beim nächsten Problem gleich das persönliche Gespräch mit ihm zu suchen und betont, dass er es nicht nötig hat jemanden zu nötigen.
Ratsfrau Bartsch zeigt sich überrascht, dass sich Ratsherr Günther von einem Zeitungsartikel in die Ecke gedrängt fühlt und erklärt, dass sich alle Ratsmitglieder ihre eigene Meinung bilden und festigen könnten.
Ratsherr Worch zeigt sich auch sehr überrascht über diesen Antrag. Er freut sich aber, dass so viele Bürger und Bürgerinnen anwesend sind, um sich die Argumente der politischen Vertreter anzuhören.
Ratsherr Günther erklärt, dass sein Frust jetzt weg ist und zieht seinen Antrag zur Geschäftsordnung zurück.
Auf Nachfrage von Ratsherrn Minor erklärt Ratsfrau Reichel, dass das Mitwirkungsverbot in § 26 der NGO geregelt ist und es dort um ehrenamtlich Tätige geht. Es muss ausgeschlossen sein, dass es für einen Mitwirkenden einen persönlichen Vor- oder Nachteil bringt.
Gemeindedirektor Bäsecke erläutert die Verwaltungsvorlage Nr. 37, die auf einem Antrag der CDU-Fraktion basiert. In dem Antrag wurde gewünscht, dass der Gemeindedirektor bis zur nächsten Ratssitzung am 13.12.2007 Vertragsentwürfe zur Beschlussfassung vorlegt. Im Hinblick auf die bis jetzt schon vier Monate dauernde Diskussion, bittet er das Datum nicht beizubehalten. Sollte er den Auftrag für erneute Verhandlungen erhalten, wird er selbstverständlich weitere Gespräche führen.
Bürgermeister K. Bartsch betont, dass es heute nur darum geht, ob weitere Gespräche geführt werden sollen.
Ratsherr Luckstein stellt klar, dass es tatsächlich die SPD-Fraktion war, die den Antrag auf Privatisierung des Campingplatzes gestellt hat. Er gesteht zu, dass es ein Missverständnis war, dass beim Landkreis noch andere Pacht- bzw. Kaufinteressenten bekannt seien. Des Weiteren betont er, dass er nichts gegen den Förderverein einzuwenden hat, allerdings möchte er die Privatisierung nicht in einem Hauruckverfahren durchziehen, bei dem nur eine Variante vorgelegt wurde. Die SPD-Fraktion hat einen umfangreichen Fragen- und Aufgabenkatalog für die Verwaltung erstellt, den Ratsherr Luckstein dem Gemeindedirektor in schriftlicher Form überreicht. Ratsherr Luckstein möchte, dass mögliche Interessenten ein Konzept vorlegen, wie sie sich die Sanierung und die Attraktivitätssteigerung vorstellen. Er möchte Muster für etwaige Pachtverträge ausgearbeitet haben. Auch über eine GmbH-Lösung sollte nachgedacht werden. Ratsherr Luckstein beantragt, heute keinen Beschluss zu fassen bis nicht alle Fragen geklärt sind.
Ratsherr Worch bezieht sich auf die Anlage zur Verwaltungsvorlage Nr. 37 und fragt sich, warum ein an sich gewinnbringendes Geschäft abgegeben werden soll nur weil es in den letzten Jahren nicht mehr so gut läuft. Er ist der Meinung, dass bei einer Privatisierung des Campingplatzes die Arbeitsplätze wegfallen und, wenn der Gemeindefacharbeiter woanders veranlagt wird, befürchtet er, dass auch dieser bald nicht mehr beschäftigt werden kann. Auch die Marientaler Fraktion möchte heute noch keinen Beschluss fassen, da noch Informationsbedarf besteht.
Gemeindedirektor Bäsecke erklärt, dass der Gemeindefacharbeiter nur mit der Hälfte seiner Stunden auf dem Campingplatz veranschlagt ist. Die Angst, dass er über sein könnte, kann er ihm nehmen. Gemeindedirektor Bäsecke bemerkt, dass auch über das Subsidiaritätsprinzip nachgedacht werden muss. Die Betreibung eines Campingplatzes zählt zu den freiwilligen Aufgaben der Gemeinde, welche nicht dazu verpflichtet ist. Er gibt zu Bedenken, dass die Verwaltungsgemeinkosten noch nicht zu den Kosten für den Campingplatz dazu gerechnet wurden. So müssen z. B. anteilige Kosten vom Gemeindedirektor, von Hauptamtsleiter Schneider und von Kassenleiter Rietz noch Bedacht werden. Gemeindedirektor Bäsecke zitiert aus dem Schlussbericht des Rechnungsprüfungsamtes: „Da für die Benutzung des Campingplatzes Gebühren nach der Maßgabe des NKAG (Nds. Kommunalabgabengesetz) durch eine Gebührensatzung erhoben werden, sind die Kosten des Campingplatzes gemäß § 5 Abs. 2 NKAG nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen zu ermitteln. Zu den betriebswirtschaftlich zu ermittelnden Kosten zählen insbesondere Abschreibung und Verzinsung des Anlagevermögens, aber auch innere Verrechnungen (z. B. für zuzuordnende Leistungen des Bauhofs) und Verwaltungsgemeinkosten.“ Gemeindedirektor Bäsecke weist darauf hin, dass der Haushalt durch den Campingplatz möglichst wenig belastet, sondern eher entlastet werden sollte.
Ratsfrau Reichel erklärt, dass der Campingplatz keine öffentliche Einrichtung der Gemeinde Mariental ist, nur eine wirtschaftliche Betätigung. Alle Ratsmitglieder sind verpflichtet auch das wirtschaftliche Wohl ihrer Gemeinde zu bedenken. Wenn auch nur annähernd die Gefahr besteht, dass so eine wirtschaftliche Betätigung zuschussbedürftig ist oder wird, sollte man sich fragen, ob nicht jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, den Campingplatz zu privatisieren. Ratsfrau Reichel gibt zu Bedenken, dass jede kleine andere Bezuschussung ständig diskutiert wird und die Einrichtung des Campingplatzes als solche bringt der Gemeinde überhaupt nichts. Eine Gemeinde darf eine wirtschaftliche Betätigung nur dann tätigen, wenn das Dritte nicht besser machen könnten.
Auf Nachfragen der Ratsherren Worch und Günther erklärt Gemeindedirektor Bäsecke nochmals, dass die Abschreibungen und Verzinsung nicht aus dem Haushalt rausgenommen werden dürfen, wie auch bereits aus dem Bericht des RPA´s zitiert. Auf dem Sprung in die Doppik müssen diese Faktoren für jede Einrichtung aufgeführt werden. Eigentlich müssten diese Gelder in die Rücklage einfließen, um damit z. B. neu zu bauen, wenn das Gebäude in 50 Jahren Schrott ist. Die Einbringung in die Rücklage ist jedoch nicht möglich, weil kein Geld da ist.
Ratsfrau Reichel führt an, dass die Ratsherren Worch und Günther einen Gewinn suggerieren wollen. Dies stimmt so nicht; es handelt sich höchstens um ein Nullsummenspiel. Man muss sich auch fragen, wer ein Objekt zur Privatbetreibung pachten will, wenn kein Überschuss erwirtschaftet werden kann.
Ratsherr Luckstein betont, dass die SPD-Fraktion nicht strikt gegen die Übernahme des Campingplatzes durch den Förderverein des Camping-Clubs ist. Jedoch ist nichts über die weiteren Absichten des Fördervereins bekannt. Die Ratsmitglieder haben auch Verantwortung gegenüber dem Personal. Warum sollte jetzt eine Hauruckaktion erfolgen, wenn jahrelang geschlafen wurde.
Für Ratsfrau Bartsch ist es in Ordnung, wenn die Beschlussfassung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird. Sie gibt allerdings zu Bedenken, dass die Ratsmitglieder ein Konzept des Fördervereins gar nicht beurteilen können und Vertrauen haben müssen, dass auch der Förderverein mit dem Campingplatz etwas erreichen möchte. Auf die Aussage von Ratsherrn Luckstein, dass die Ratsmitglieder auch bei anderen Interessenten über die Konzepte Bescheid wissen wollen, wendet Ratsfrau Bartsch ein, dass Papier geduldig ist und auch zur Belebung der Wohnblöcke viel geschrieben wurde.
Ratsherr Luckstein wirft ein, dass er einen Antrag auf Vertagung der Beschlussfassung gestellt hatte.
Gemeindedirektor Bäsecke erklärt, dass die Verwaltung keinen Auftrag hat, wenn heute kein Beschluss gefasst wird.
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